Stadt Freystadt
Marktplatz 1
92342 Freystadt
Telefon: 09179 9490-0
Telefax: 09179 941620
E-Mail: info@freystadt.de
Gerhard Schmidt
Telefon: 09179 9467731
E-Mail: gerhard.schmidt@freystadt.de
Urherber der Bilder, die keine Quellenangaben enthalten, ist Herr Gerhard Schmidt.
06.06.2022
Am 25.03.2022 fand ein Fachvortrag mit dem Landschaftspflegeverband Neumarkt im Spitalstadel zum Thema Artenvielfalt und Biodiversität statt. Nachdem laut Bayerischer Staatsregierung jede Kommune in der Pflicht ist proaktiv mehr für Biodiversität und Artenschutz zu tun, wird auch die Gemeinde Freystadt entsprechend handeln.
Im nächsten Schritt fand am 31.05.2022 eine Einweisung zu diesem Thema von Ralph Bundesmann (Kreisfachberater LPV Neumarkt) und Gerhard Schmidt (Umweltschutzbeauftragter) für Mitarbeiter vom Bauhof und der Verwaltung an vier ausgewählten Standorten in und um Freystadt statt.
An geeigneten Wegränder erklärte Herr Bundesmann, wie man hier durch gezielte Mahd zum richtigen Zeitpunkt einen nachhaltigen Lebensraum für zahlreiche Insekten und Kleinlebewesen neu beleben kann.
Wenn wir das nicht machen und weiter wie bisher zur falschen Zeit alles mulchen (damit es sauber aussieht), zerstören wir den Lebensraum für Insekten und die dort vorkommenden Kleintiere immer wieder komplett – und es muss sich jedes Jahr eine ständig kleiner werdende Population aufbauen. Die Folge ist, dass das lokale Ökosystem zwangsläufig kippt, mit dramatischen Folgen für uns alle.
Wenn Sie nun vermehrt Altgrasstreifen an Wegrändern oder auf kommunalen Grünflächen sehen, die nicht ständig kurz gemäht oder gemulcht werden, dann ist das unser erster und wichtiger aktiver Beitrag zu mehr Artenschutz und Biodiversität in unserer Gemeinde.
Wir werden Sie hierzu und zu den weiteren Maßnahmen immer wieder konkret informieren.
Schon 4 m² „Blumenwiese“ im eigenen Garten reichen aus, um einen wichtigen Lebensraum für Insekten und andere Kleinlebewesen zu schaffen.
Laut einer Studie der Universität Sussex (England) können damit Sie die Anzahl der Insekten (auch Bienen) um bis zu 126 % erhöhen!
Wichtig ist dabei, dass Sie u.a. „richtiges“ und vor allem regionales Saatgut verwenden.
Mehr Infos dazu gerne von Ihrem Umweltschutzbeauftragten.
Zum Schutz und vor allem zur Regeneration der Artenvielfalt in Bayern sind sogenannte Biotopverbunde ganz besonders wichtig.
Auszug aus dem Bayerischen Naturschutzgesetz:
Art. 19 Biotopverbund, Biotopvernetzung, Arten- und Biotopschutzprogramm
(…) Der Freistaat Bayern schafft ein Netz räumlich oder funktional verbundener Biotope (Biotopverbund), das bis zum Jahr 2023 mindestens 10 % Offenland und bis zum Jahr 2027 mindestens 13 % Offenland der Landesfläche umfasst. Ziel ist, dass der Biotopverbund bis zum Jahr 2030 mindestens 15 % Offenland der Landesfläche umfasst.(...)
Solche neuen Biotopverbunde bestehen idealerweise aus Hecken und Feldrainen zur Durchgliederung ausgeräumter Landschaften.
Diese Zielvorgaben sind recht „sportlich“ und erfordern vollen Einsatz aller Kommunen in Bayern. Es ist allerdings nicht festgelegt wo genau diese Biotopverbunde entstehen sollen. Dies obliegt letztendlich den Kommunen, welche eigenständig geeignete Flächen ausfindig machen – und dann entsprechend gestalten und pflegen.
Die ausgewählten Wegränder und Grünflächen werden in zwei Pflegebereiche aufgeteilt und zwar
dem Intensivbereich und dem Extensivbereich. Der Intensivbereich ist i.d.R. direkt am Wegrand oder der äußere Rand einer Grünfläche, wenn sich dort z.B. ein Weg oder eine Straße befindet.
Hier muss schon aufgrund der Verkehrssicherungspflicht regelmäßig gemäht werden. Meist ist es ein Randstreifen von 0,5 Meter bis 1 Meter breite. An Wegrändern kann dieser schmale Streifen weiterhin „gemulcht“ werden.
Der Externsivbereich ist die Fläche dahinter, hier wird anfangs nur noch ein bis zweimal im Jahr gemäht. Und zwar möglichst schonend mit einem Balkenmäher. Das Mähgut wird nach drei bis vier Tagen entfernt. Nur so wird der Boden nicht weiter mit zu vielen Nährstoffen versorgt. Ein nährstoffarmer Boden ist die beste Voraussetzung zur Steigerung der Artenvielfalt bei den Pflanzen, was auch den Insekten sehr zugutekommt. Nach ein paar Jahren reduziert sich der Pflegeintervall, was Zeit und Geld spart.
Wichtig ist der Zeitraum der Mahd und die „Wechselpflege“. Die ausgewählten Flächen werden entweder im kommenden Herbst (Ende September / Anfang Oktober) oder im nächsten Frühsommer, Mitte / Ende Mai, gemäht. Wenn der linke Altgrasstreifen im Herbst gemäht wird, dann bleibt der rechte Altgrasstreifen über den Winter stehen. Das ist ganz wichtig, denn hier finden die Insekten und Kleintiere den notwendigen Rückzugs- und Überlebensraum für die langen Wintermonate und das Frühjahr.
An den ausgewählten, kommunalen Flächen werden in den kommenden Wochen diverse Hinweisschilder angebracht. Zusätzlich werden auch auf einigen Grünlandflächen gut sichtbare Holzpfosten gesetzt, welche den Verlauf der kommunalen Flächen an den Wegrändern kennzeichnen. Hier darf von den Anrainern nicht mehr, wie bisher aus Gewohnheit, gemäht bez. gemulcht werden.
Für sehr viele Menschen ist der Marienkäfer ein Glücksbringer. Dabei sind nicht alle Marienkäfer gleich. Alleine in Deutschland sind (noch) ca. 80 Arten nachgewiesen. Weltweit sollen es sogar rund 4.500 Arten sein! Die Musterung ist dabei sehr unterschiedlich. Fast immer haben Marienkäfer mehr oder weniger viele Punkte – die aber nicht auf das Alter hinweisen, sondern ein Merkmal der jeweiligen Art sind. Bei uns ist der Siebenpunkt Marienkäfer der wohl bekannteste und auch häufigste Marienkäfer – und somit der “klassische Glücksbringer”.
Bei uns ernähren sich Marienkäfer am liebsten von Blattläusen und tragen somit zum Erhalt von vielen Nutzpflanzen bei. Zahlreiche Berufs- und Hobbygärtner setzen verstärkt auf die Marienkäfer als Ersatz zu Giftspritzen bei der sogenannten Schädlingsbekämpfung.
Pro Tag frisst ein Marienkäfer 100 bis 150 Blattläuse. Somit vertilgt ein Marienkäfer, in seinem meist kurzen Leben, bis zu 40.000 Blattläuse! Stellen Sie sich vor, Sie haben einen kleinen Obst- oder Gemüsegarten und dort leben 25 Marienkäfer. Sollten dort Blattläuse vorkommen dann ist deren Verbreitung wohl ziemlich aussichtslos.
Fehlende Winterquartiere minimieren die Bestände
Auf der freien Flur werden Sie leider so gut wie keine Marienkäfer mehr antreffen. Hier fehlen meist der Lebensraum und die Nahrungsquellen. Anders sieht es in Dörfern und Grünzonen von Städten aus. Hier können sich Marienkäfer sehr wohlfühlen. Marienkäfer können bis zu drei Jahre alt werden. Dafür brauchen sie aber den passenden Lebensraum zum Überwintern. Perfekt aufgeräumte und gesäuberte Gärten im Herbst und Winter bieten keinen Lebensraum. Es sind leider ökologisch ziemlich wertlose Flächen.
Ideale Lebensräume auch für zahlreiche andere Insekten und Kleinlebewesen, nicht nur über den Winter, sind Mauerritzen, Dachsparren sowie größere Laub- oder Holzhaufen in Gärten oder auf kommunalen Flächen.
Gemeinsam mit der Gemeinde Freystadt erarbeite ich ein Biodiversitätskonzept, das nicht nur den Belangen der Marienkäfer Genüge tut.
Wenn Sie nun vermehrt Altgrasstreifen an Wegrändern oder auf kommunalen Grünflächen sehen, die nicht ständig kurz gemäht oder gemulcht werden, dann ist das unser erster und wichtiger aktiver Beitrag zu mehr Artenschutz und Biodiversität in unserer Gemeinde.
Wir werden Sie hierzu und zu den weiteren Maßnahmen immer wieder konkret informieren.
10.05.2022
Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen, dass manche Landwirte ihre Wiesen von innen nach außen mähen. Diese Art der Mahd dient zur Wahrung des Wildtierschutzes und ist keine Empfehlung, sondern vom Gesetzgeber so vorgeschrieben. Seit dem 01.August 2019 heißt es im Bayerischen Naturschutzgesetz: „Bei der landwirtschaftlichen Nutzung ist es verboten, bei der Mahd auf Grünlandflächen ab 1 Hektar von außen nach innen zu mähen, davon unberührt bleibt stark hängiges Gelände.“
Nachdem jetzt die Mähsaison auf manchen Flächen in vollem Gange ist, bitte ich im Interesse des Wildtierschutzes, dass sich sich alle Landwirte in unserer Gemeinde an diese gesetzliche Vorgabe halten.
Hier zwei Beispielbilder wie so eine Mahd erfolgen kann:
Bildquelle: LfL, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Mit diesen beiden Varianten können Wildtiere in angrenzende Flächen flüchten.
07.04.2022
Am Freitag, 25.03.2022 fand eine gut besuchte Infoveranstaltung im Spitalstadel statt.
Zusammen mit den Kreisfachberatern Theresa Linhard und Ralf Bundesmann vom Landschaftspflegeverband Neumarkt e.V. informierte der Umweltschutzbeauftragte der Stadt Freystadt, Gerhard Schmidt, wie es allgemein und im Detail um die Biodiversität und Artenvielfalt bestellt ist.
Auch der 1. Bürgermeister Alexander Dorr wies in seinen Grußworten darauf hin wie wichtig der Schutz und Erhalt der Artenvielfalt für die Großgemeinde Freystadt ist – und er freute sich, dass so eine Infoveranstaltung in Freystadt initiiert wurde – und dass in dieser Hinsicht nun gemeinsam die ersten, konkreten Schritte unternommen werden.
Die drei Referenten führten sehr anschaulich vor, wie dramatisch das Artensterben in Bayern und Deutschland ist. Das Ergebnis der Krefeld-Studie aus 2017 zeigt auf: In den letzten 27 Jahren sind die fliegenden Insekten um mehr als 75 % zurückgegangen!
Damit wir das massive Artensterben, zumindest in der Großgemeinde Freystadt aufhalten, appellierte Gerhard Schmidt mit Theresa Linhard und Ralf Bundesmann an alle Bürger in der Gemeinde ihren persönlichen Beitrag zu leisten.
Die Agrarbiologin Theresa Linhard empfahl: Überdenken wir unsere Ästhetik. Aufgeräumte und ständig saubere Strukturen sind nicht ökologisch nicht zielführend. Insekten brauchen Lebensraum, Unterschlupf und Nahrung und das können wir Ihnen im eigenen Garten, vor der Haustüre, anbieten!
Wenn möglich nur kleine Rasenflächen regelmäßig mähen. Lassen Sie mehrere Quadratmeter, am besten mindestens 4 m², „einfach wachsen“.
Altgras samt verblühten Pflanzen über den Winter stehen lassen. Erst im Frühjahr schonend, am besten mit einer Sense, mähen.
Legen Sie einen Komposthaufen an, das spart manchen Fahrt in den Wertstoffhof und Sie schaffen neuen Lebensraum für Insekten und Kleintiere.
Für die Verwertung von Schnittgut können Sie selbst eigene Totholzhecke (Benjeshecke) anlegen.
Auch Steingärten können bei richtiger Anlage blühen! Gestaltet man dagegen seinen Garten nur mit Kies und anderen Steinen, kann man nur von Steinwüsten sprechen. Deren Pflege ist oft sehr energie- und arbeitsaufwendig. Außerdem heizen sich solche Flächen stark auf, Feinstaub wird nicht gefiltert, Lärmbelästigung steigt und Regenwasser kann oft nicht versickern.
Ralf Bundesmann erwähnte sehr anschaulich, dass es in jeder Gemeinde kommunale Flächen gibt, die quasi „eh da“ sind und ohne großen Mehraufwand sehr nachhaltig genutzt werden können.
Es gibt für Kommunen interessante Fördermöglichkeiten, bei deren Beantragung der der LPV Neumarkt gerne behilflich ist.
Gezieltes Pflegen anstatt aufwendige Neuanlagen
Herr Bundesmann empfahl einfache Maßnahmen mit großer Wirkung: Verändern Sie die Pflegeintensität anstatt aufwendige und meist teure Neuanlagen, z.B. Blühmischungs-Ansaaten.
Das erfordert aber in der Regel eine andere Pflege. Wichtig ist: im ersten Schritt weniger, dafür zum richtigen Zeitpunkt mähen. Das Mähgut nach drei Tagen abtransportieren.
Sein dringender Apell: Verzichten Sie, wo es nur geht und sinnvoll ist, auf das Mulchen. Mulchgeräte die in zahlreichen Bauhöfen eingesetzt werden, häckseln quasi alles kurz und klein und töten durch die enorme Saugwirkung auch noch die letzten Kleinlebewesen im Boden. Da das Mulchgut liegen bleibt, begünstigt man den Stickstoffeintrag in den Boden und zerstört auf Dauer die Artenvielfalt.
Mit anschaulichen Bildern wurde gezeigt wie einfach es ist heimisches, gebietseigenes Saatgut zu nutzen.
Mit dem Wiesefix können wir sicherstellen, dass nur gebietseigenes Saatgut gesammelt wird. Heimische Wildpflanzen bieten quasi genetisch perfekt an die regionalen Bedingungen angepasstes Saatgut. Genau solche Wildpflanzen brauchen unsere Wildinsekten, etwa als Raupenfutter oder Nektarquellen. Damit können wir mithelfen langfristig stabile Pflanzengesellschaften zu schaffen, welche den heimischen Insekten die passenden Nahrungsquellen bieten.
Der Wiesefix kann über den Maschinenring Neumarkt gemietet werden und kann von einer Person bedient werden.
Das Resümee dieser Veranstaltung: Wir alle müssen dringend handeln, fangen wir am besten sofort damit an.
Eine der ersten, konkreten Maßnahmen in Freystadt ist die gezielte Erfassung der ersten Wegränder auf kommunalen Flächen, welche sich als Altgrasstreifen eigenen und welche Flächen für ein nachhaltiges „eh da – Projekt“ in Frage kommen.
Mehr Infos beim Umweltschutzbeauftragten Freystadt (siehe Kontaktdaten oben).
Stadt Freystadt
Tel.: 09179 94 90-0
Fax: 09179 94 16 20
E-Mail: info@freystadt.de
Mo 8.00–12.00 & 14.00–16.00
Di 8.00–12.00 & 14.00–16.00
Mi 8.00–12.00
Do 8.00–12.00 & 14.00–18.00
Fr 8.00–12.00
oder nach Vereinbarung
Rettungsdienst und Notarzt
Tel. 112
Gift-Notruf
Tel. 089 / 12 240
Ärztlicher Bereitschaftsdienst
Tel. 116 117
Öffentlicher Defibrillator: